Auch wenn von den nachweisbaren Mengen an Medikamenten- und Pestizidrückständen in Oberflächen- und Trinkwasser keine akute Gefährdung der Gesundheit ausgeht, so steht außer Frage, dass der dauerhafte Eintrag solcher Stoffe in Gewässer mit gesundheitlichen und ökologischen Risiken verbunden ist. Leider können solche Rückstände mit den derzeit etablierten Wasserbehandlungsverfahren nur unbefriedigend zurückgehalten werden und besser wirksame Verfahren sind wesentlich teurer als die z.Z. verwendeten.
Die Zielstellung des Projektes ist es daher, ein preiswertes Verfahren für die Entfernung solcher Schadstoffe zu entwickeln bzw. die dafür benötigten Aktivmassen, mit deren Hilfe die Schadstoffe in harmlose Stoffe umgewandelt werden können. Hierfür soll ein aus der Altlastensanierung bereits gut bekanntes Reaktionsprinzip genutzt werden, bei dem die Schadstoffe durch Reaktion mit preiswerten Eisenlegierungen abgebaut bzw. in solche mit geringerem ökotoxikologischen Gefährdungspotenzial umgewandelt werden. Die dies bewirkenden chemischen Reaktionen verlaufen allerdings bislang zu langsam. Die Ursache dafür sind Aktivmassen, die im Laufe der Zeit blockierende Deckschichten bilden. Um diesen Nachteil zu kompensieren soll die Aktivmasse aus speziellem Eisen auf schwimmfähigen Keramikschaumkugeln als wiederverwendbarem Träger aufgebracht werdent. Wird ein solches Verbundmaterial in einen Abwasserstrom eingebracht, so reiben die Kugeln aneinander, wobei die blockierende Deckschicht regelmäßig abgerieben wird und die Reaktionsfähigkeit erhalten bleibt. So sollen dann auch große Abwasserströme behandelt werden können.
Ziel des Projektes ist es, ein hochdurchsatzfähiges Verfahren auf Basis redoxaktiver Aktivmassen für die Entfernung biorefraktärer Schadstoffe aus Abwässern zu entwickeln, mit deren Hilfe solche Schadstoffe auf kostengünstige Weise in harmlosere Stoffe umgewandelt werden sollen.
Die angestrebte Innovation besteht in der Vereinigung teilweise bekannter Ansätze aus den Bereichen Materialforschung / metallurgischer und keramischer Technologie und elektrochemischer Katalyse zu einem innovativen, leistungsfähigen und preiswert anwendbaren Materialkonzept für die Abtrennung/Beseitigung bislang zumindest unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht effizient abtrennbarer Schadstoffe aus Abwasser oder Grundwasser. Die stark unterschiedlichen technologischen Ansätze wurden bislang noch nicht in dieser Weise miteinander verknüpft.
Basis für die Materialentwicklung sind breit verfügbare einheimische Rohstoffe wie Tone für die Fertigung der keramischen Träger und Eisenlegierungen. Untersuchungen zur Wiederverwendung sind Gegenstand des Projektes.
Im Vorhaben werden folgende wissenschaftlich-technische Arbeitsziele verfolgt:
Hans-Jürgen Friedrich
Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS)
01109 Dresden
Bildnachweis: ©Fraunhofer IKTS